Was ist Therapie nach Vojta?
Der Begründer dieser Therapieform war Prof. Dr. Vaclav Vojta. Er war Neuropädiatear und Neurologe am Kinderzentrum in München und Dozent an der Karls-Universität in Prag. Er hat
erstmals in den 1950er Jahren herausgefunden, daß man in die Steuerung des Gehirns eingreifen kann, um Haltung und Bewegung zu beeinflussen. Ein gezieltes Bewegen gegen
Widerstand verbesserte die Gesamtsituation der Patienten. Durch Beobachten, Analysieren,
Vergleichen bestimmter Gesetzmäßigkeiten entstand, was wir heute als Vojta-Konzept , Bahnungssystem Vojta oder Reflexlokomotion bezeichnen.
Der Grundgedanke der Therapie besteht aus einem ganzheitlichen Konzept:
- Jede Art von Bewegung oder Haltung ist fest im Gehirn (Axisorgan mit Zentralnervensystem) einprogrammiert. So ist auch eine skoliotische Fehlhaltung im Gehirn eine "Programmstörung" mit
entsprechender Haltungs- und Bewegungsstörung als sichtbarem Ausdruck.
- Die "ideale Motorik" mit allen feinen Bewegungen und Gleichgewichtsreaktionen soll wieder hergestellt werden.
- Die Reflexfortbewegung nach Vojta ist während des ganzen Lebens (von Geburt
an bis ins hohe Alter) abruf- und anwendbar.
- Die Reflexfortbewegung ist bei jeder Störung von Haltung und Bewegung einzusetzen. Je früher die Behandlung beginnt, desto effektiver kann der Bewegungsstörung entgegengewirkt
werden.
- Bei Skoliosen und allen anderen orthopädischen Fehlhaltungen zeigt sich durch die Vojta-Therapie sehr deutlich eine verbesserte Haltung.
Wie wird therapiert?
1. Die Reflexfortbewegung wird in ganz bestimmten Ausgangslagen ausgeführt.
2. Durch Druck an genau festgelegten Zonen oder Punkten werden Reize gesetzt.
3. Diese Zonen müssen durch dreidimensional gesetzte Reize stimuliert und
verstärkt werden.
Ausgangslage, Druckrichtung Druckstärke und Dauer werden gemeinsam erarbeitet und jedem Patient angepasst.
Welche Ausgangsstellungen werden eingesetzt?
Es gibt drei Grundpositionen und über 20 verschiedene Variationen dazu. Es werden immer horizontale Ausgangsstellungen gewählt, weil diese entwicklungsgeschichtlich näher am "Mangel" und am
falschen "Haltungsmuster" dran sind, als die aufrechte Haltung.
- Ausgangsstellung Bauchlage: Hier wird das Reflex-Kriechen ausgelöst
- Ausgangsstellung Rückenlage: Hier wird das Reflex-Umdrehen 1. Phase ausgelöst.
- Ausgangsstellung Seitenlage: Hier wird das Reflex-Umdrehen 2. - 4. Phase ausgelöst.
Was bedeuten Zonen und Reize?
Prof. Dr. Vojta beschreibt neun verschiedene Zonen und zwei "Widerstands-Zonen", alle wurden empirisch gefunden. Durch Kombination verschiedener Zonen und durch Druck- oder Zugreize
werden die Reflexlokomotionen in Gang gesetzt. Der Patient reagiert mit einer
Bewegungsantwort, die vorher schon ganz genau definiert werden kann.
Die Reizmenge (Anzahl der Zonen) und die Reizdauer (wie lange eine Zone stimuliert wird) ist ebenfalls wichtig.
Bestimmte Bewegungen werden zusätzlich durch Widerstände gebremst, d.h. isotone (dynamische) Kontraktionen werden in isometrische umgewandelt. So bekommen die Muskelketten umgekehrte
Reize, welche für die Gleichgewichtsregulationen unbedingt Voraussetzung sind.
Was bedeutet Bahnung?
Bahnung bedeutet Erleichterung das motorischen Prozesse. Durch die Reflexlokomotion werden bestimmte physiologische Muster in Gang gesetzt und der Patient selbst schafft den Zugang zu
seinem Zentralnervensystem. Gerade bei der Skoliose erreicht man durch die Bahnung der Reflexlokomotion die Muskelgruppen, die "unbewußt und nicht kommandierbar" sind. Es sind alle
Muskeln (autochthone Muskeln), die direkt an der Wirbelsäule sitzen und die
hauptsächlich für die skoliotische Fehlhaltung verantwortlich sind.
Welche positiven Effekte kommen dazu?
- verbesserte Hautdurchblutung (Hautfarbe und -temperatur)
- Verdauungs- und Miktionsrhythmus normalisieren sich
- Atmung verbessert sich, Vitalkapazität steigert sich, Stimme wird lauter und kräftiger
- Sagittaler Thoraxdurchmesser wird größer
- Längenwachstum der Röhrenknochen wird aktiviert (weniger Frakturen)
- Innere Wahrnehmung verbessert sich (Propriozeption)
- Gleichgewichtsreaktionen verbessern sich
Zusammenfassung
Bei der Voja-Behandlung wird unser Gehirn angeregt, das Programm der angeborenen idealen Bewegungsmuster in Gang zu setzen. Die Anwendung muß zwei bis vier mal täglich erfolgen. Es kann
erreicht werden, daß der Patient den ganzen Tag eine verbesserte Haltungs- und Bewegungsmöglichkeit hat und diese auf Dauer in seine Spontanmotorik einsetzt. Ebenso werden
die Wahrnehmungsmöglichkeiten über den Körper deutlich verbessert. Die Reflexlokomotion ist zwar anstrengend, aber sehr effektiv!